SIBO

Der Dünndarm ist für die Aufspaltung und Aufnahme von Nahrung zuständig. Bei bakterieller Überwucherung des Dünndarms (SIBO – small intestinal bacterial overgrowth) kommt es zu einer vorzeitigen bakteriellen Zersetzung der Nahrung durch Bakterien und Archaeen, was zu Gasbildung und abnormen, teils toxischen, Abbauprodukten im oberen Verdauungstrakt führt.

Normalerweise sind im Magen und Dünndarm nur wenige Bakterien vorhanden. Zwar werden mit jedem Schluck aus dem Mund Millionen Bakterien in den Magen gebracht, doch verhindern Magensäure, Gallensäuren und Verdauungsenzyme und die rege Darmbewegung im oberen Gastrointestinalrakt, dass diese Bakterien überleben und sich dauerhaft ansiedeln. Das Krankheitsbild ist nicht neu. Schon vor etwa hundert Jahren hat man bei Patient:innen nach Bauchoperationen eine bakterielle Fehlbesiedelung festgestellt. Betroffene klagen über Übelkeit, Blähbauch ev. verbunden mit Bauchschmerzen und Veränderung der Stuhlkonsistenz. Extraintestinale Symptome umfassen Benommenheit (brain fog), Muskelzucken (auch Augenzucken), Schwindel und Leberverfettung. Die Erkrankung kann auch mit einer schweren Darminfektion beginnen. Die rasant Zunahme des Kranheitsbildes vor allem auch bei jungen Patient:innen ohne vorhergehende Operation lässt befürchten, dass es sich eventuell auch um eine Infektion mit multiresistenten Bakterien handelt.

Die Diagnose wird mittels SIBO Atemtest gemacht. In Zusammenarbeit mit seinem Forschungslabor an der Medizinischen Universität WIen untersucht Prof. Gasche gemeinsam mit Dr. Evstatiev die Möglichkeit, bakterieller Fehlbesiedelung anhand von Darmultraschall, Kapselendoskopie und Strukturelektronenmikroskopie darzustellen. Ähnlich wie beim Reizdarmssyndrom kommt es bei Patient:innen mit SIBO oft zu Biofilmbildung, was diese Bakterien resistent gegenüber klassischer Antibiotikatherapie macht. Moderne Therapieansätze richten sich seither gegen diese schweren mikrobiologischen Veränderungen des Darm Mikrobioms und beinhalten endoskopische Reinigungsverfahren (Bioflush) sowie Mikrobiotatransfer (Stuhltransplantation). Von weiteren Antibiotika Therapien wird meist abgeraten.

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